Schon bei den ersten Vorgesprächen mit dem Leitungs- und Produktions-Team des "Luther"-Poporatoriums wurde schnell klar, dass die Aufführung ein farbenprächtiges Bühnen-Event der Oberliga werden würde.
Die Lichtsituation würde ganz klar den Regeln der Bühnendramaturgie folgen und aus kameratechnischer Sicht galt es, sich innerhalb der sich daraus ergebenden Rahmenbedingungen zu bewegen.
Dies hieß: Unterschiedlichste Beleuchtungssituationen und eine hohe sich sehr schnell verändernde Lichtdynamik. Für die Show perfekt - für die kameratechnische Ausrichtung eher eine Herausforderung: Es würde Phasen in der Veranstaltung geben, in denen das Orchester quasi im Dunkeln spielen würde und ebenso war mit gleißenden Spotlights bei den Protagonisten zu rechnen.
Die Idee, den Abend mit baugleichen Kameras zu bestreiten, haben wir schnell zu den Akten gelegt:
Für die mobile Bühnen-Kamera, die mobile Chor-Kamera und die Kran-Kamera wählten wir drei Lowlight-geeignete 35mm-Großsensorkameras Sony FS7 mit lichtstarken Festbrennweite-Optiken und einmal mit Motor-Zoom-Optik. Darüberhinaus bieten die Sony FS7 einen extrem flachen Schärfebereich. Einige der schönsten Orchester-Aufnahmen sind damit in Momenten gelungen, in denen das Orchester fast unbeleuchtet war.
Für die Führungskamera, die in erster Linie Nahaufnahmen von den Solisten liefern sollte, wählten wir die für solche Einsatzzwecke optimale Sony HSC-100R 2/3" mit CCU und 86-fach-Boxoptik von Fujinon.
Bei den übrigen Kameras für Hallentotale, Bühnentotale, Dirigentenkamera und Pumpenstativ-Kamera setzten wir Sony PDW700/350 ein, die sich vom Matching her gut in das übrige Setup eingefügt haben.
Eine besondere Idee kam von dem Komponisten Dieter Falk selbst: Er positionierte eine GoPro4-Kamera am Drumkit. Wir waren zunächst sehr skeptisch, was die Farbgebung und den Fisheye-Effekt der GoPro betrifft - unbegründet, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte: Die GoPro lieferte immer wieder interessante Perspektiven, die wir im Konzertmitschnitt gerne an geeigneter Stelle eingesetzt haben.
Insgesamt hatte das von uns gewählte Setup drei spezielle Merkmale:
1. Die Kamera-Leute mussten, bis auf die Sony HSC-100R, sehr eigenverantwortlich die Bildeinrichtung, Blendenführung und Schärfe führen. Das bei Produktionen dieser Größenordnung nicht üblich - meine Erfahrungen sind dennoch in der Summe sehr positiv: Die Kameraleute waren schnell in der Bildeinrichtung und sehr kreativ in der Bildgestltung. Hier ein Kompliment an das Team!
2. Die zweite Besonderheit war die Lowllight-fähige Bühnenkamera-Unit mit 35mm-Bild-Ästhetik.
3. Durch Colourgrading konnten wir die Unterschiede der nicht baugleichen Kameras gut ausgleichen.